Blog der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft

Axel E. Fischer
12. August 2010 von Axel E. Fischer | 10 Kommentare

Medienkompetenz – Schlüsselthema der Wissensgesellschaft

Die Vorbereitungen für die nächste Sitzung der Enquete-Kommission laufen: Am 13. September 2010 wird es unter anderem um das viel diskutierte Thema Medienkompetenz gehen, also um die Fähigkeit, Medieninhalte entsprechend individueller Bedürfnisse und Ansprüche gezielt zu nutzen.

Das Internet hat dafür gesorgt, dass uns heute eine enorme Fülle medialer Inhalte zur Verfügung steht. Längst geht es nicht mehr nur um die Auswahl und das Verstehen von Medieninhalten, sondern auch um das eigene Bewerten, Produzieren und Gestalten.

Das Thema hat somit viele unterschiedliche Aspekte: Welche Rahmenbedingungen sind für die Medien- und Internetkompetenz von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern notwendig? Wie kann Medienkompetenz zu einem wesentlichen Bestandteil der Allgemeinbildung werden? Welche Möglichkeiten bietet modernes E-Learning, wo sind seine Grenzen? Und wie sollte die Gesellschaft mit gewachsenen Anforderungen an die Medienkompetenz im Zeitalter von Web 2.0 umgehen? Thematisieren möchte ich aber auch die Frage, welche Maßnahmen zur Verbesserung der Medienkompetenz in der Familie und in der Gesellschaft geeignet sind, um negativen Auswirkungen vorzubeugen.

Das sind nur einige wenige Gesichtspunkte zum Thema Medienkompetenz. Durch den Sachverstand ihrer Mitglieder hat die Kommission in den kommenden Monaten die Möglichkeit, das Thema in seiner ganzen Breite zu diskutieren.

Auch die Bürgerinnen und Bürger sind an dieser Stelle wieder gefragt. Wie sollte Medienkompetenz vermittelt werden? In welchen Bereichen gibt es Handlungsbedarf? Wo liegen die Herausforderungen für die Vermittlung von Medienkompetenz? Lassen Sie es uns wissen, sehr gerne auch hier in Ihren Kommentaren.

10 Antworten auf “Medienkompetenz – Schlüsselthema der Wissensgesellschaft”

  1. Drizzt sagt:

    Sehr geehrter Herr Fischer,
    ich würde gerne im Folgenden ein paar ungeordnete Punkte (also ungeordnet nach Wichtigkeit) zum Thema beitragen:

    • Medienkompetenz ist technikunabhängig. Deshalb bitte nicht auf irgendwelche Buzzwords wie „Web 2.0“ konzentrieren.
    • Medienkompetenz kann nur von Leuten mit Medienkompetenz vermittelt werden. Das heißt, dass Lehrer spätestens in ihrer Ausbildung hier geschult werden müssen um in der Lage zu sein, später selbst komfortabel mit den entsprechenden Medien umzugehen.
    • Medienkompetenz ist keine schwarze Magie und kein Allheilmittel. Sie setzt sich vielmehr aus sehr grundlegenden Elementen, wie Textverständnis, gesundem Menschenverstand (die meisten Leute würden keinem Hütchenspieler trauen, aber sobald ihnen jemand im Internet eine windige Webseite vor die Nase setzt, klicken viele ohne Nachdenken) und einem grundlegenden technikverständnis (was praktisch nur dann erreichbar ist, wenn Technik wieder „cool“ wird und die, die sich mit Technik beschäftigen nicht grundsätzlich von der restlichen Gesellschaft als „Freaks“ bezeichnet werden), zusammen. Auf der anderen Seite ist Medienkompetenz nicht all das, was viele darunter zusammenfassen um sich mit aktuellen Problemen nicht beschäftigen zu müssen.
    • Medienkompetenz bedeutet offen für Neues zu sein. Das kann man immer sehr schön an der Debatte um Computerspiele sehen. Da werden reflexartig Verbote (Herstellung und Verbreitung) gefordert, die man gar nicht braucht, weil die entsprechenden Spiele für jugendliche gar nicht erhältlich („Nicht geeignet für Jugendliche unter 18 Jahren“) sind. Und dieser „verbieten“-Reflex scheint mir daher zu kommen, dass die, die das fordern meist selbst noch nie ein Computerspiel gespielt haben (wobei man hier auch anmerken sollte, dass die Bandbreite an Spielen so groß ist, dass man hier nicht pauschal von allen Computerspielen sprechen sollte). Die Meisten, die es mal ausprobiert haben, sehen die Spiele und Spieler nachher in einem viel positiveren Licht. Aber all das ist nur notwendig, wenn man sich auch auf eine neue Technik einlässt.

    Ich hoffe ich konnte Ihnen und der Kommission ein paar Anregungen geben und würde mich über konstruktive Ergebnisse, die dann in konkreten Maßnahmen münden, freuen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Drizzt

  2. Hadmut Danisch sagt:

    Das wesentlichste Hemmnis der Medienkompetenz liegt in der deutschen Politik. der Gesetzgebung und Teilen der Rechtsprechung, die neue Medien systematisch verteufeln und geradezu eine Medienangst schüren, das Internet und die neuen Medien als etwas grundsätzlich Böses, verbietenswürdiges darstellen. Das muß im Ergebnis bei jedem, der es noch nicht selbst besser weiß – und letztlich geht es hier ja darum, wie man bei denen Medienkompetenz schafft, die sie noch nicht selbst haben – der Eindruck entstehen, daß moderne Medien gefährlich, böse, vermeidenswert seien. Beispiele:

    • Mit der Posse um die Kinderpornographiesperre hat die Bundesregierung nachhaltig den Eindruck nicht nur erweckt, sondern gezielt geschürt, daß das Internet hauptsächlich und vorwiegend ein Marktplatz für Kinderpornographie und letztlich der Anlaß zu grausamsten Taten an Kindern und Säuglingen sei.
    • Mit einem erheblich verfehlten Urheberrecht werden neue Medien blockiert und der Eindruck erweckt, neue Medien seien mit Raubkopien, mit Rechtsverletzungen, mit bösen Tauschnetzwerken gleichzusetzen.

      Wenn man beispielsweise Bibliotheken – wie durch die Urheberrechsreform geschehen – die Möglichkeit nimmt, Inhalte digital oder sogar über Netzwerke anzubieten, und sie auf mittelalterliche papierbasierte Präsenzexemplarbibliotheken beschränkt, dann sabotiert man nicht nur die Nutzung neuer Medien, man stellt sie damit auch als etwas Schlechtes, Verdammenswertes hin. Man stellt es als falsch hin, sich mit neuen Medien zu befassen.

      Generell ist die Urheberrechtsstrategie der Bundesregierung verfehlt und auf das Hemmen neuer Medien ausgelegt. Sie orientiert sich allein an kommerziellen Interessen der Verlage und übergeht die Entwicklung der Medien.

    • Wir haben in Deutschland die Kombination eines perfiden Abmahn- und Unterlassungsanspruchswesens, einer gewucherten Störerhaftung und des fliegenden Gerichtsstandes, der es einzelnen Gerichten wie Hamburg oder Berlin erlaubt, das gesamte Land zu drangsalieren und die Nutzung neuer Medien – wie Blogs, Foren usw. – zu einem für Privatleute nicht mehr tragbaren Risiko bis zur Gefährdung der Existenz zu machen und ihnen Recherche- und Ermittlungspflichten aufzuerlegen, die für Privatleute nicht zu leisten sind.

      Auch im strafrechtlichen Bereich haben eine verfehlte Gesetzgebung und teils absurde Rechtsprechung dazu geführt, daß die Nutzung neuer Medien an vielen Stellen die Gefahr mit sich bringt, sich strafbar zu machen. Bis vor einigen Jahren mußte man noch konkrete, deutliche und auch für den Laien erkennbar kriminelle, richtige Handlungen gegenüber anderen begehen, um sich strafbar zu machen. Heute kann man sich schon allein durch Benutzen der Maus am heimischen Rechner auf vielerlei und für den Laien oft nicht erkennbare Arten strafbar machen. Man muß sich das mal klar machen: Nur weil man die Nullen und Einsen auf einer Festplatte in einer gewissen Reihenfolge anordnet, als ob man Dominosteine falsch auf den Tisch legt, kann man für Jahre ins Gefängnis kommen und sich den Lebenslauf ruinieren, der gesunde Menschenverstand kann einen nicht mehr schützen. Schon der einfache Gebrauch eines PC, eines Mobiltelefons, einer Digitalkamera sind heute mit erheblichen strafrechtlichen Risiken verbunden, die dem unbedarften Bürger nichts anderes als Angst – und damit das Gegenteil von Kompetenz – vermitteln kann.

      Im Ergebnis wird die Nutzung moderner Medien in Deutschland zu einem für den Privatmann und Laien nicht mehr zu überschauenden immensen Risiko, das für große Teile der Bevölkerung nicht mehr tragbar ist. „Medienkompetenz” in Deutschland heißt zu wissen, was man alles nicht nutzen darf, weil das juristische Risiko zu hoch ist. Die Nutzung moderner Medien wird dadurch – was anscheinend auch die heimliche Absicht ist – auf finanzstarke Konzerne beschränkt. Damit geht auch eine tiefgreifende Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit einher.

    • Äußerst kontraproduktiv ist auch das ständige – nicht nur dumme, sondern auch sachlich unzutreffende – Gerede vieler Politiker, daß das Internet „kein rechtsfreier Raum sein dürfe” um damit das Internet als Ort des Bösen und Kriminellen zu brandmarken.

      Tatsächlich sind Internet und moderne Medien in einem Maße, so chaotisch und so kompliziert reguliert, daß selbst Berufsjuristen nicht mehr durchblicken (Beispiel Urheberrecht). Die neuen Medien sind geradezu zu einem Schuttabladeplatz für unausgegorene, ungeeignete und interessengetriebene Gesetzesvorstöße geworden, die ihre Nutzung und damit den Aufbau von Kompetenz enorm erschweren.

    • Der wichtigste Ort zur Vermittlung von Medienkompetenz wäre die Schule, die in diesem Punkt aber weitgehend versagt. Weder sind die nötigen Sach- und Lehrmittel da, noch die dazu befähigten Lehrkräfte.

      Ein noch größeres Problem dabei ist das – immer schlimmer werdende – föderale System, das dafür sorgt, daß wir hier 16 verschiedene Schulsysteme haben, die nicht in Einklang zu bringen sind. Nicht einmal Schulbücher können bundesweit eingesetzt werden. Wie aber will man unter solchen Voraussetzungen die Nutzung moderner Medien vermitteln, die in der Regel international Einsatz finden sollen?

      Warum quält man beispielsweise noch heute die Schüler im Kunstunterricht jahrelang mit Wasserfarben und Kollagenkleben, anstatt ihnen digitales Fotographieren, digitale Bildverarbeitung und das Erstellen von Webseiten beizubringen?

      Warum sieht man das Internet, Google, Wikipedia aus Sicht der Schule immer nur als Ursache böser Plagiate und Leistungsbetruges, anstatt moderne Such- und Recherchemethoden zu lehren?

      Deutschland ist so verknöchert und von lebenslangen Beamten durchsetzt, daß eine geeignete Gestaltung der Lehrpläne und Ausstattungen nicht möglich ist.

    • Um auch ein tagesaktuelles Beispiel zu bringen: Heute ging die Meldung durch die Presse, daß viele deutsche Politiker Google StreetView verbieten wollten, ihr Haus aufzunehmen, was es so nur in Deutschland gibt. Das ist nicht nur eine unverantwortliche Panikmache und Aufwiegelung (mit dem Ziel, dort Wählerstimmen abzugreifen), sondern es zeigt auch eine tief verwurzelte Technikfeindlichkeit deutscher Politik(er), die dann als Datenschutz ausgegeben wird. Medienkompetenz kann man mit solchen Aktionen ganz sicher nicht schaffen.

      Und die Ankündigung, gegen die Street View mit einer Lex Google vorzugehen, wie eben in den Nachrichten zu erfahren war, ist ein beredtes Beispiel dafür, wie unfähig die Politik im Umgang mit neuen Medien ist. Wenn man neue Medien behandelt wie ansteckende Krankheiten und solche Angst schürt, dann kann man nicht erwarten, daß die Bürger Kompetenz entwickeln.

      Und glaubwürdig ist es auch nicht, wenn einerseits vertrauliche Flug- und Kontodaten bedenkenlos in die USA übertragen werden, man beim Erfassen des ohnehin offensichtlichen und jedem erlaubten einen solchen dümmlichen Meinungskrieg gegen StreetView unter dem Vorwand des Datenschutzes entfacht.

      Es wäre weitaus sinnvoller, Dienste wie Google Maps oder Street View beispielsweise in den Geographieunterricht mit aufzunehmen und diesen aktuell und interessant zu gestalten, als ein so erbärmliches Politiktheater aufzuführen.

    Es erscheint daher paradox und sinnwidrig, wenn die Politik einerseits nach Kräften und bei jeder Gelegenheit die modernen Medien verteufelt, als schlecht hinstellt, aussperrt, mit kriminellen und rechtswidrigen Praktiken assoziiert, und dann hier in einer Enquete-Kommission öffentlich und treudoof fragt, wie man die Medienkompetenz verbessern könne.

    Ich bin Informatiker, und nach meiner Einschätzung hat Deutschland den Anschluß an die neuen Medien nicht nur verloren, sondern nie gehabt. Wir spielen in der Wissenschaft, in der Entwicklung des Internet und der neuen Medien – abgesehen von der Ausnahme MP3 – international überhaupt keine Rolle und sind bedeutungslos, hoffnungslos abgeschlagen. An der Entwicklung und Verbesserung des Internet sind wir effektiv unbeteiligt, die Regierung ist desinteressiert, abwesend, nicht kompetent. Wir sind zu einem reinen Empfänger und Konsumenten amerikanischer und asiatischer Technologie geworden, was wesentlich daran liegt, daß man dort einen gänzlich anderen Umgang mit neuen Medien pflegt. Der zwar so auch nicht in jeder Hinsicht wünschenswert und optimal ist, aber zumindest einer Medienkompetenz nicht so extrem entgegensteht wie deutsche Politik und Denkweise.

    Die Verbesserung der Medienkompetenz setzt eine andere Politik voraus.

    Und damit ist Ihre Frage falsch gestellt. Es geht nicht um die Frage der Medien- und Internetkkompetenz bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern.

    Es muß zunächst erst einmal um die Frage gehen, wie man die Medien- und Internetkompetenz in der Politik schafft und wie man grundlegende Änderungen in der politischen Stategie und der Gesetzgebung erreicht. Da habe ich in Deutschland inzwischen aber kaum noch Hoffnung. Unsere Politik macht uns technologisch und intellektuell rückständig..

  3. Hadmut Danisch sagt:

    Noch eine Anmerkung: Das Style-Sheet dieser Webseite scheint ul-Listen nicht ordentlich darzustellen…

  4. Bernhard l. sagt:

    Medienkompetenz setzt Allgemeinbildung voraus.

    Der Nutzer muß in der Lage sein, ihm zugänglich gemachte Inhalte – gleich auf welchem Wege – zu beurteilen.
    Oder kritisch eingestehen, daß er einen Inhalt nicht beurteilen kann und dann die richtige Konsequenz daraus zu ziehen: Entweder sich Wissen verschaffen und dafür mehrere Medien zu nutzen oder das Gebiet nur zu beobachten ohne zu werten oder zu verbreiten.

    Je größer die Allgemeinbildung ist, um so häufiger wird der Nutzer erkennen, ob ein Inhalt sachlich vermittelt, gefärbt oder sogar schlichtweg eine Falschbehauptung ist.

    Je größer die Allgemeinbildung ist, um so häufiger wird der Nutzer erkennen, ob er ein Medium “nutzt” – im -Sinne der Fortbildung oder Kommunikation oder gezielten Erholung – oder sich zum ZIELLOSEN Konsum verführen läßt.

    Medienkompetenz hat so gut wie gar nichts mit “Internet” oder “Internetschulungen” allein zu tun sondern betrifft die Nutzung aller Medien und erfordert eine demokratische Umgebung mit hohen Bildungsangeboten in vielfältigen Medien ohne jegliche Einschränkung der Meinungsfreiheit.

    Ich stimme Hadmut Danisch zu:
    die Politik hinkt hinterher, (Medien-(?))Kompetenz ist dort weitgehend nicht gegeben, wenn die Politiker gegen Google Street-View vorgehen und dabei übersehen, daß es mit der Vogelperspektive bei bing.com dieses schon seit langem in annähernd vergleichbarer Nutzbarkeit schon gibt – wie soll der allgemein gebildete Bürger solchen Politikern noch vertrauen??

  5. Herbert sagt:

    Guten Tag,

    ich denke Sie betrachten es von der falschen Seite.
    Aus meiner Sicht bedeutet die Nutzung des Internets schon Medienkompetenz sobald mehr als eine Seite besucht wird. Das Internet ist also eher das Werkzeug für Medienkompetenz. Wer höchstens einen Sender schaut und eine Zeitung liest, hat aus meiner Sicht so gut wie keine Medienkompetenz, doch allein das Verwenden des Internets zum Erwerb erweiterter Informationen bedeutet schon Medienkompetenz. Diese grundlegende Medienkompetenz ist bei vielen Leuten leider schon gar nicht vorhanden.

    Das Internet ist wie gemacht um Fragen nach Hintergründen, Weiterentwicklungen und Gegendarstellungen einer Geschichte zu beantworten. Das heißt man muss vorhandene Medienkompetenz ausbauen. Aber hierbei ist das Internet ein Werkzeug, das korrekt angewendet werden muss. Das bedeutet für mich und dabei schließe ich mich teilweise meinen Vorrednern an:

    • 1. Medienkompetenz in den Schulen vermitteln, das erfordert aber vor allem geschulte Lehrer. Diese sind ihren Schülern häufig hinterher.
    • 2. Web-Angebote für Interessierte mit anschaulichen Beispielen
    • 3. Klare Regelungen schaffen. Was ist erlaubt und was nicht? Es braucht eine aktuelle Politik, die für angemessene Regelungen sorgt. Es muss klare Grenzen aber vor allem klare Freiheiten geben.

    Zusammenfassend:
    Medienkompetenz muss getrennt vom Internet betrachtet werden. Es braucht anschauliche Erklärungen vor allem für Jugendliche, wie sie von Medien manipuliert werden und was für Folgen Fehlinformationen haben können( Ende Original-Link -->, Die verlorene Ehre der Katharina Blum). Medienkompetenz setzt Kritikfähigkeit und Allgemeinbildung voraus. Von diesen drei Dingen sollte viel mehr vermittelt werden.

  6. Herbert sagt:

    Entschuldigung: Falsch Formatiert. Also meine Beispielvorschläge sind:
    Ende Original-Link -->Beispiel von Zapp(NDR): Dimension der Woche und Hetzjagd der Woche
    und
    Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    Zapp zeigt schön wie einfach die Massenmedien falsche Tatsachen erzeugen und wie Fehlinformationen aus dem Internet, die dort jeder einstellen kann, Schaden verursachen können.

    Ein Zusatz noch: Ein wesentlicher und kaum vermittelter Punkt bei Medienkompetenz ist das Hinterfragen von Informationsquellen, welches im Internet natürlich besondere Bedeutung hat.

  7. Ich fordere die Kommission auf, sich für die Schulbibliotheken einzusetzen und dem Bund, den Ländern und den kommunalen Schulträgern konkrete Maßnahmen vorzuschlagen.

    Wenn es der Kommission um Verbesserung der Medienkompetenz und Medienerziehung in der Schule geht, ist es nicht mit einer weiteren KMK-Empfehlung, einer neuen Denkschrift oder gar einem neuen Schulfach getan. Es muss eine geeignete Infrastruktur in den Schulen geben.

    Schulbibliotheken sind als multimediale Wissens- und Lernzentren der geeignete Ort. Weltweit ist die Schulbibliothek im digitalen Zeitalter angekommen, nur in Deutschland leider sehr wenig.
    Es geht nicht um mehr Bücherregale oder Computerräume. Es geht auch nicht darum, besser googeln zu können oder für jeden neuen Hype einen Kurs anzubieten. Wer gelernt hat, bei Twitter eine Information zu finden oder eine Website auf vollständiges Impressum, aktuelles Update und übersichtliches Layout zu überprüfen kann, ist noch lange nicht informationskompetent oder gar gebildet. „Surfen“ können auf dem Meer der Informationen, wie es eine Metapher nennt, ist kein Selbstzweck, schon gar kein Bildungsziel.

    Moderne Informations-, Wissens- und Lesezentren helfen Lehrerinnen und Lehrern, einen besseren Unterricht zu machen, in dem sie unterschiedliche Medien in Lernprozessen nutzen. Schülerinnen und Schüler lernen, bessere Referate und Facharbeiten zu schreiben und ihr Wissen besser zu kommunizieren. Da auch weiterhin Lesen und Schreiben die Basiskompetenzen sein werden, kann man die Orte, die man für solches Lernen braucht, weiterhin Schulbibliothek nennen. Dass visuelle und auditive Kompetenzen auch, aber in geringerem Umfang das Lernen begünstigen
    Dieses Lernen ist Kern von Unterricht und kann weder in ein einzelnes neues Fach noch an außerschulische Institutionen ausgelagert werden.
    Optimal wäre es, wenn die Fachlehrerinnen und Fachlehrer im Rahmen ihrer fachwissenschaftlichen und unterrichtsmethodischen Ausbildung auch lernten, digitale Medien zu nutzen und sich mit Chancen und Gefahren digitaler Medien auseinanderzusetzen. Andererseits müssen Medien- und Informationsspezialisten wissen, wie Schülerinnen und Schüler lernen, wie man Unterricht plant und durchführt. Eine „hybride“ Ausbildung (teacher-librarian, documentaliste, library media specialist) oder eine Zusammenarbeit beider vor und im Unterricht wäre nötig. Beides gibt es in vielen Staaten, leider aber nicht in Deutschland.

    Der Kommission empfehle ich eine Studienreise. Geeignete Schulen in Südtirol, USA, Portugal, den Niederlanden, sogar einige wenige auch hierzulande, nenne ich gerne.

    G.S.
    AG der Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg

  8. Um noch einen weiteren Aspekt hinzuzufügen: Medienkompetenz bedeutet auch, zu wissen, wie man im Internet kommuniziert. Es wird hier viel vom richtigen Informationskonsum gesprochen, viel wichtiger ist aber im Internet doch: Jeder ist ein Sender.

    Es scheint mir zudem so zu sein, dass dies meist eher unterdrückt wird, z.B. in Aufforderungen, doch nur mit “echten” Freunden online zu kommunizieren, meint: Personen, die man schon einmal getroffen hat.

    Dies verkennt aber das Potential, die Vernetzung haben kann. Hier wäre mir schon wichtig, dass man lernt, wie man z.B. auch sein eigenes Image im Netz aufbaut, denn sonst wird es von anderen bestimmt. Dass man dabei gewisse Regeln zur Sicherheit beachten sollte (gerade als Kind/Jugendlicher) ist klar, aber eher nach dem Motto “nur nicht auffallen” zu handeln, finde ich auch gesellschaftlich problematisch.

    Den Vorschlag, doch im Kunstunterricht Webseiten erstellen zu lassen, begrüsse ich, würde aber noch weiter gehen und sagen, dass man auch lernen sollte, wie man bloggt, Videos für YouTube dreht und rendert, Podcasts erstellt usw.

  9. benno sagt:

    Die wenigen Beiträge zu diesem wichtigen Thema zeigen, dass der Alltag von Medien beherrscht, aber die die Reflexion der Probleme und Potenziale einer effizienten Nutzung noch nicht in der Gesellschaft angekommen ist. Wie gehen wir mit der Informationsflut um? Wie kann ich die neuen Informationsmöglichkeiten des Internet für persönliche Zwecke nutzen? Wie können die demokratischen Entscheidungen beeinflusst und Demokratie gewahrt und eine “informationelle Diktatur” vermiieden werden?
    Das Interesse und de Spaß an technischen Innovationen darf nicht dazu führen, dass wir die Gefahren des Internet bzw. digitaler Medien und Kommunikation aus dem Auge verlieren. Dazu zählt vor allem die Gefahr unkontrollierter Informationssteuerung und Datenkontrolle durch staatliche aber auch private Instiutionen. Voraussetzung ist die informationelle Selbstbestimmung und die Fähigkeit mit den scheinbar einfachen aber tatsächlich komplexen Informations- und Medienangeboten umzugehen. Informations- und Medienkompetenz muss dabei in allen Bildungseinrichtungen vermittelt werden.

  10. Marc sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    das world wide web muß der Politik Angst machen! Schauen wir doch auf die derzeitigen weltweiten Entwicklungen wie z.B. die Demokratiebewegungen in Nordafrika oder die Unruhen in England. Mir kommt es vor als ob wir in Deutschland in diesen Tagen in einer Blase leben, einfach alles ignorieren was in der Welt passiert, und weiter machen als ob nichts passiert sei. Umbrüche und Unruhen finden mit Hilfe mit und basierend auf den neuen Medien statt. Bitte aufgewacht! Der Zauberlehrling – die Geister die ich rief – sie umgeben uns schon lange, nun werden wir sie nicht mehr los. Jetzt möchte man beginnen zu regeln… Ich muss Ihnen leider mitteilen, es ist zu spät zum regeln.

    Die Wahrheit ist, die meisten Jugendlichen sind kompetenter als jeder Erwachsener im Umgang mit den neuen Medien, vielleicht sollte man sie mit einbeziehen in die Diskussion. Da fehlt Ihnen vielleicht die soziale Kompetenz? Auch hier hätte die Gesellschaft früher drauf achten sollen Kompetenzen zu fördern! Jeder steht in der Verantwortung, ich meine nicht nur die Politik.

    Man versucht seit jahrzehnten ein Europa zu schaffen, aber man hat es noch nicht einmal geschafft eine gemeinsame Verkehrssprache einzuführen und zu lehren, damit sich die zukünftigen Europäer auch austauschen können. Die Grundlage eines jeden Austausches, der durch Kommunikation erst entsteht, völlig vernachlässigt! Wie soll da ein Europa entstehen können, mit dem man sich indentifiziert. Wo bleibt da die kompetenz unser Europapolitik? Ist anscheinend nicht gewollt! Hauptsache die Wirtschaft läuft und boomt. So werden wir nie ein Europa schaffen mit dem sich die Bürger und Jugendlichen indentifizieren.
    Da muß die Frage erlaubt sein warum bitte? Hier beginnt Medienkompetenz! Als Ethnologe kann ich leider nur darüber lachen und mit dem Kopf schütteln.

    Als Soziologe sage ich, in der westlichen Gesellschaft in der der Individualismus auf die Spitze getrieben wird, ist das Internet sehr kontaproduktiv für die Herrschenden, da es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Möglichkeit bietet, sich in Gruppen zu organisieren, ohne sich als Gruppe körperlich formieren zu müssen. Gruppen konnten schon immer gefährlich werden, wozu sonst auch Versammlungsverbote. Die Unruhen in England zeigen dies all zu deutlich, mit Organisation durch Blackberry, und die direkte Forderung der Politik bestimmte Kanäle der Exukutive zugänglich zu machen. Da haben die jungen Leute Medienkompetenz bewiesen, oder nicht? Die kannten sich aus und haben die Medien genutzt – für Ihre Zwecke!

    Und wenn man die Geschichte betrachtet – wurde bis jetzt jedes neue Medium misbraucht – um Macht zu etablieren oder auszubauen. Ein medialer Vorsprung von Informationen bedeutet einen Vorteil und zugleich Macht, ob wir das akzeptieren oder nicht. Dies ist eine historische Tatsache. Hier beginnt Medienkompetenz, zu wissen zu was Medien benutzt und genutzt werden können. Hier beginnt wahre Aufklärung zu mündigen Bürgern. Ist dies wirklich im Interesse der Politik. Sollte es aber sein in einem Staat mit einer solchen Vergangenheit. Daher wurde die ganze Entwicklung verschlafen, obwohl wir Deutsche besonders sensibel und wachsam diesen Entwicklungen gegenüber sein sollten.

    Ich hoffe einen Denkanstoß gegeben zu haben. Kompetenzen werden von und durch die gesellschaftlichen Strukturen, und den Umgang untereinander und miteinander vermittelt. Dies sollte sich die Politik wieder bewußt machen, denn sie hat eine nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion.