Blog der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft

Mit ‘Enquete’ getaggte Artikel

UnterstĂŒtzung der Projektgruppen

Dienstag, 17. Juli 2012

Derzeit ist bekanntmaßen parlamentarische Sommerpause. Dennoch geht die Arbeit weiter, einige Arbeitsgruppen rufen zur Ende Original-Link -->Mitarbeit auf.

Um die vom Netz ausgelösten oder unterstĂŒtzten VerĂ€nderungen bei kreativem Schaffen und der Wahrnehmung von Kunst wird es (neben weiteren Themen) in der neuen EnquĂȘte-Projektgruppe “Kultur, Medien, Öffentlichkeit” gehen. An dieser Arbeit kann Ende Original-Link -->man sich beteiligen. Es ist ein weiteres Experiment, um neue Formen der Mitarbeit in der seit Februar 2011 angebotenen Plattform Adhocracy zu testen: Die Texte fĂŒr den Zwischenbericht sollen gemeinschaftlich geschrieben werden, bevor sich die Projektgruppe nach der Sommerpause am 10. September in öffentlicher Sitzung wiedertrifft.

Und fĂŒr die Ende Original-Link -->Projektgruppe “Demokratie und Staat” können VorschlĂ€ge und Bewertungen zu den Handlungsempfehlungen gemacht werden. Hier ist eine lange Liste der Themen, bei denen man sich einbringen kann:

  • AnonymitĂ€t und PseydonymitĂ€t im Netz
  • Staat und Überwachung der Netzkommunikation
  • Öffentlichkeit im Netz
  • Vermachtung
  • Petitionen und e-Petitionen
  • Digitale Spaltung
  • E-Justiz
  • Einbeziehung von Sachverstand: Online-Anhörungen etc
  • Übertragung und Archivierung von Parlamentsdebatten, auch von StĂ€dten und Gemeinden
  • Freiheit im Netz und Staat
  • Transparenz
  • Partizipation
  • Informationsfreiheit und Open Data

Da sind doch ein paar echte Kracher dabei, oder?

Wie geht es weiter in der EnquĂȘte-Kommission?

Mittwoch, 15. Februar 2012

Alvar schrieb vor einigen Tagen schon ĂŒber das derzeitige Arbeitsprogramm, den Zeitplan sowie die Frage, wann die Arbeit beendet werden und ob und wann ein stĂ€ndiger Ausschuss des Bundestages die Kommission ersetzen sollte: Wie die Union die ungeliebte Internet-EnquĂȘte absĂ€gen will. Es geht im Kern um die Frage, ob es einen Automatismus geben soll, dass also die Arbeit im Sommer endet, oder ob die inhaltliche Arbeit der Projektgruppen abgeschlossen werden soll, auch um den Preis, den Bericht erst nach dem Sommer fertigzustellen.

Um sich eine eigene Meinung zu der Diskussion zu bilden, hilft vielleicht das Nachlesen im Ende Original-Link -->Beschluss zur Einsetzung (pdf, unter VI. Zeitplan) und auch ein Blick auf die nĂ€chsten Arbeitsschritte: Neben neun Sitzungen der verschiedenen Projektgruppen sowie voraussichtlich vier Klausurtagungen bis Ende MĂ€rz wird die 15. Sitzung der EnquĂȘte-Kommission am 19. MĂ€rz, ab 14 Uhr, stattfinden. Sie wird sich als öffentliche Anhörung mit dem Strukturwandel der politischen Kommunikation und Partizipation befassen.

Die Anhörungen waren aus meiner persönlichen Sicht bisher die Highlights in der Arbeit der Kommission: inhaltlich vielschichtig und oft tiefsinnig, angenehm dialogisch durch das meist recht offene Frage-Antwort-Vorgehen, kaum Parteienstreitereien. Allerdings bedeuten sie natĂŒrlich auch zusĂ€tzliche Arbeit, da die Ergebnisse in die Projektgruppen einfließen.

FĂŒr den 23. April ist dann ein weiteres Zusammenkommen der Kommission geplant. Hier sollen die Zwischenberichte zweier Projektgruppen verabschiedet werden: “Bildung und Forschung” sowie “Zugang, Struktur, Sicherheit”. Ich kann nur hoffen, dass es Ende Original-Link -->im siebenten Kreis der Demokratie nicht wieder stundenlang um Verfahrensfragen gehen wird, sondern die Arbeit der Projektgruppen besprochen und tatsĂ€chlich verabschiedet werden kann.

Es stehen (im Erfolgsfall) danach noch die Berichte der derzeit arbeitenden Projektgruppen “Demokratie und Staat” sowie “Wirtschaft, Arbeit, Green IT” aus. Allerdings dĂŒrfte ein Beschluss zur Beendigung der EnquĂȘte im Sommer vor allem die noch ausstehenden vier Projektgruppen “Kultur, Medien, Öffentlichkeit”, “InteroperabilitĂ€t, Standards, Open Source”, “Internet Governance” und “Verbraucherschutz” tangieren, da ihre Arbeit noch nicht begonnen hat.

Vielleicht wird ja auch ein Mehrheitsbeschluss das Ende der EnquĂȘte im Sommer einleiten oder aber die Weiterarbeit beschließen. Ob die SachverstĂ€ndigen dann nach Parteienproporz abstimmen, wird sicher spannend.

Wie die Union die ungeliebte Internet-EnquĂȘte absĂ€gen will

Donnerstag, 09. Februar 2012

Erstveröffentlichung unter:  Ende Original-Link -->Wie die Union die ungeliebte Internet-EnquĂȘte absĂ€gen will

Ende Original-Link -->Vorhin Gestern twitterte ich ĂŒber die neusten PlĂ€ne der CDU/CSU bezĂŒglich der EnquĂȘte-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Bundestages:

Wie schĂ€big ist das denn: CDU/CSU wollen Ende Original-Link -->#eidg abschießen bevor wir unsere Arbeit abgeschlossen haben, weil sie keine Mehrheit mehr haben.

Jens Köppen, der Obmann (quasi Sprecher oder WortfĂŒhrer) der Unionsfraktion in der Internet-EnquĂȘte, Ende Original-Link -->antwortete:

Der Ende Original-Link -->@alvar_f redet wirr! Die Ende Original-Link -->#eidg wird selbstredend zu Ende gefĂŒhrt. Erst dann soll der #AIDG starten! SV leisten hervorragende Arbeit!

Was ist nun richtig? Und was ist anders an einem stĂ€ndigen Ausschuss im Gegensatz zur EnquĂȘte, was ist daran schlecht? Hier die Antworten (in Kurzversion und Langversion):

Die Union möchte die EnquĂȘte-Kommission bis zum Sommer beenden, und nennt das „zuende fĂŒhren“. Schon seit Wochen deutet sich an, dass CDU und CSU die EnquĂȘte möglichst bald sprengen oder anderweitig beenden wollen. Allerdings ist es unrealistisch, dass wir bis dahin fertig sind, Details dazu unten. Der Grund fĂŒr die schnelle Beendigung ist offensichtlich: die Koalition hat hĂ€ufig keine Mehrheit fĂŒr das, was die Fraktionsspitze der Union verlangt, und die Ende Original-Link -->Online-Beteiligung der BĂŒrger nervt sie auch.

Die EnquĂȘte-Kommission ist je zur HĂ€lfte mit SachverstĂ€ndigen und Abgeordneten besetzt, jeweils mit vollem Stimmrecht. Die Mehrheit der Koalition ist knapp: wenn ein SachverstĂ€ndiger anders abstimmt, ist deren Mehrheit weg. Das ist durchaus vorgekommen, und das nervt die CDU/CSU.

Ein normaler Ausschuss des Bundestages, der nun die EnquĂȘte ersetzen soll, ist im Gegenzug aber nur mit Abgeordneten besetzt: keine wackeligen Mehrheiten, keine nervenden SachverstĂ€ndigen und die Abgeordneten halten sich an die Fraktionsdisziplin. Die Opposition lĂ€sst man einfach schwĂ€tzen 


Also: Die Union hat seit einiger Zeit ein Problem damit, dass sie keine dauerhafte Mehrheit in der Internet-EnquĂȘte haben, und das wollen sie nun umgehen – und sich als Helden feiern lassen, die einen stĂ€ndigen Internet-Ausschuss einsetzen. Dabei haben SPD und FDP dies schon lange gefordert und es wurde von CDU/CSU bisher abgelehnt 


Noch ein paar Details (also: Langversion)

Die EnquĂȘte hat insgesamt zwölf Projektgruppen geplant, aufgeteilt aufgrund der Themen aus dem Einsetzungsbeschluss des Bundestages. Die EnquĂȘte begann im Mai 2010, vier Projektgrupen wurden bis Ende 2011 abgeschlossen (NetzneutralitĂ€t, Urheberrecht, Datenschutz, Medienkompetenz). Derzeit arbeiten vier weitere Projektgruppen ( Ende Original-Link -->Demokratie&Staat,  Ende Original-Link -->Wirtschaft/Arbeit/Green IT, Ende Original-Link -->Bildung&Forschung,  Ende Original-Link -->Zugang/Struktur/Sicherheit). Diese sind gerade maximal in der Mitte der Arbeit, und vier weitere Projektgruppen stehen in den Startlöchern ( Ende Original-Link -->Verbraucherschutz,  Ende Original-Link -->Kultur/Medien/Öffentlichkeit,  Ende Original-Link -->InteroperabilitĂ€t/Standards/Open Source und  Ende Original-Link -->Internationales/Internet Governance). Daher ist es nicht abzusehen, dass wir bis zum Sommer fertig werden. Etwas anderes zu behaupten zeugt von mangelndem RealitĂ€tssinn: Bis etwa zur HĂ€lfte haben wir 21 Monate gebraucht. Die andere HĂ€lfte sollen wir dann in vier Monaten schaffen? Und wie sollen wir in der knappen Zeit die Öffentlichkeit einbeziehen? Selbst unter VernachlĂ€ssigung jeglicher QualitĂ€tsansprĂŒche ist das vollkommen unrealistisch.

Aber das hört sich doch gut an, die Union will einen stĂ€ndigen Ausschuss zum Thema „Internet und digitale Gesellschaft“ im Bundestag etablieren! Wo liegt der Haken?

In der EnquĂȘte-Kommission sitzen 17 Abgeordnete und 17 SachverstĂ€ndige (darunter ich), aufgeteilt nach Fraktionsproporz (Abgeordnete) bzw. benannt von den Fraktionen (SachverstĂ€ndige). CDU/CSU entsenden jeweils sechs, FDP drei, macht zusammen neun plus neun, also 18 fĂŒr die Koalition. Die SPD entsendet je vier, GrĂŒne und Linke jeweils zwei plus zwei. Macht zusammen 16 fĂŒr die Opposition.

Rein formal gibt es fĂŒr die SachverstĂ€ndigen keinen Fraktionszwang, wir können frei entscheiden. Ich wurde von der SPD nominiert und da ist das auch durchgehend so – gelegentlich habe ich anders abgestimmt als die SPD-Abgeordneten. Aber die Unions-Spitze verlangt Fraktionsdisziplin nicht nur von den Abgeordneten, sondern auch von den SachverstĂ€ndigen – auch vom Koalitionspartner FDP. Sie möchten keine SachverstĂ€ndigen, sondern Schreiberlinge, die das CDU/CSU-Programm mit etwas FDP-Anstrich in Worte fassen.

Bei einigen Abstimmungen hat sich aber gezeigt, dass einige SachverstĂ€ndige – insbesonere padeluun, der da auch sehr großen Druck aushalten muss und nicht zu beneiden ist – nicht mit der offiziellen Koalitionsposition abstimmen. Das hat dazu gefĂŒhrt, dass beispielsweise die meisten Handlungsempfehlungen im Bereich NetzneutralitĂ€t nur als Sondervoten erscheinen – weil keine Seite eine Mehrheit fĂŒr seine Handlungsempfehlungen hatte. Beim Urheberrecht bekamen einige Handlungsempfehlungen der Koalition keine Mehrheit, andere, die sie verhindern wollten, bekamen eine Mehrheit. Aus deren Sicht alles dumm.

Diese Situation möchten sie vermeiden. SachverstĂ€ndige lassen sich aber nicht ohne weiteres austauschen. Daher muss man die EnquĂȘte so schnell wie möglich beenden. Die Union versucht die Botschaft „EnquĂȘte soll beendet werden“ mit AnkĂŒndigung eines neuen Ausschusses zu vertuschen – das klingt ja auch besser. Nur wer genau hinschaut und ein paar Hintergrundinfos hat bemerkt, dass da etwas faul ist.

Die  Ende Original-Link -->Online-Beteiligung der BĂŒrger, des „18. SachverstĂ€ndigen“, gibt es auch. Lange haben CDU/CSU dagegen gekĂ€mpft, offiziell tun sie so, als ob es ihre Idee war und sie das ganz toll finden: der Erfolg kennt eben viele VĂ€ter. Auch wenn es nur ein kleiner Erfolg ist. Mit Einsetzung eines Ausschusses anstatt der EnquĂȘte ist man dieses ungeliebte Werkzeug aber auch endlich los.

Der Sommer

Jetzt sagen CDU/CSU aber, dass die Arbeit bis zum Sommer zwingend abgeschlossen sein mĂŒsse? Dies ist nur die halbe Wahrheit: zum einen ist es nur eine „Soll“-Bestimmung, selbstverstĂ€ndlich kann bei Bedarf verlĂ€ngert werden; zum anderen haben wir auch unser Arbeitspensum zu erledigen, so dass die Arbeit zur Not eben verlĂ€ngert werden muss. Auch wenn es viel Arbeit ist und wir noch einen normalen Job nebenher haben. Und: die Einrichtung von EnquĂȘte-Kommissionen ist ein Minderheitenrecht. Wenn die Union die Dauer nun mehr oder minder im Alleingang hinbiegen will, umgeht sie damit dieses Minderheitenrecht. Abgesehen davon ist es schlechter Stil, durch eine nicht mit der gesamten Kommission abgesprochenen Pressemeldung das Ende der EnquĂȘte anzukĂŒndigen. Daher ist zu hoffen, dass sie nun feststellen, dass alles nur ein MißverstĂ€ndnis war und die EnquĂȘte lieber ihre Aufgabe erfĂŒllen soll anstatt bis zum Sommer einen halbfertigen Bericht abzuliefern.

Jens Koeppen scheint das aber weiter anders zu sehen und auf dem Ende zu beharren. Besonders verwundert mich aber, dass er zwei netzpolitische AusschĂŒsse im Bundestag haben will: den neuen Ausschuss „Internet und digitale Gesellschaft“ und weiterhin den Unterausschuss Neue Medien. Zwei AusschĂŒsse, gleiches Thema. VerrĂŒckt.

 

Also: es bleibt spannend.

 

Weitere BeitrÀge:

 

Da merkt man: Journalismus hat heutzutage leider nur noch wenig Zeit, Sachen kritisch zu hinterfragen 


 

Hickhack um die NetzneutralitÀt

Freitag, 14. Oktober 2011

Mit mehreren Monaten VerspĂ€tung steht fĂŒr den kommenden Montag wieder die Abstimmung ĂŒber den Bericht der Projektgruppe NetzneutralitĂ€t und die Handlungsempfehlungen fĂŒr Datenschutz an. In der letzten Sitzung der EnquĂȘte-Kommission Anfang Juli wurde mit knapper Mehrheit die Verschiebung beschlossen: Wir brĂ€uchten noch mehr Zeit, um die QualitĂ€t sicherzustellen. Aber offensichtlich waren dies nur vorgeschobene Argumente, denn: Seither ist nichts passiert, es sind keine VorschlĂ€ge zu den fraglichen Textteilen rund um NetzneutralitĂ€t und Netzsperren eingegangen.

UrsprĂŒnglich sollten die Berichte schon im Juni verabschiedet werden, das haben wir dann aber auf Anfang Juli verschoben. Nachdem in der dortigen Abstimmung ĂŒber die Handlungsempfehlungen zum Thema Urheberrecht auch diverse VorschlĂ€ge der von SPD, GrĂŒnen und Linken benannten SachverstĂ€ndigen bzw. der Abgeordneten der Oppositions-Fraktionen eine Mehrheit erreichten, erbat die CDU eine Beratungspause. Mehrere von den Koalitionsfraktionen benannte SachverstĂ€ndige hatten nach der Pause argumentiert, dass die uneinheitliche Abstimmung beim Urheberrecht dem Gesamtergebnis schade und wir mehr Zeit brĂ€uchten, die strittigen Punkte zu klĂ€ren. Eine Auswahl der geĂ€ußerten Argumente gibt es in einer Meldung des Bundestages.

In den Tagen darauf kam aber der wahre Grund fĂŒr die Verschiebung ans Tageslicht: Offensichtlich wollte die Koalition die Abstimmung  verhindern, um mehr Zeit zu gewinnen, die eigenen SachverstĂ€ndigen auf Linie zu bringen und zu warten, bis ein fehlender SachverstĂ€ndiger der Union wieder gesund ist. Es wurde mir von verschiedenen Abgeordneten der Koalition – öffentlich von Ende Original-Link -->Peter Tauber und Ende Original-Link -->Jimmy Schulz – unterstellt, unredlich gehandelt und Texte in die EnquĂȘte eingebracht zu haben, die in den Projektgruppen keine Mehrheit fanden. Allerdings ist es das Recht von jedem Mitglied, beliebige Texte einzubringen. Die Behauptung, ich hĂ€tte unredlich gehandelt, ist schlichtweg falsch und zeigt, dass die Nerven in der Koalition offensichtlich blank liegen. Kompromisse habe ich nicht aufgekĂŒndigt, im Gegenteil: Es war die Union, die den gefundenen Kompromiss aufgekĂŒndigt und versucht hat, eine zwar relativ zahme aber dennoch vorhandene Handlungsempfehlung gegen Netzsperren zu streichen. Daher ist in den von mir mitgeschriebenen Handlungsempfehlungen der Opopositionsfraktionen zu NetzneutralitĂ€t die ursprĂŒngliche und deutlichere Empfehlung gegen Netzsperren enthalten. Wir haben aber immer deutlich gemacht, dass wir auf diesen Passus verzichten, wenn der Kompromiss weiter Bestand hat.

Streitpunkt: Kapitel zu Netzsperren

Weiter stören sich Union und FDP an einem im Wesentlichen von mir formulierten Text zum Thema Netzsperren. Dieser Text wurde Wochen zuvor in der Projektgruppe NetzneutralitĂ€t besprochen, fand aber keine Mehrheit – obwohl niemand konkrete Kritik oder VerbesserungsvorschlĂ€ge Ă€ußerte. Man wollte das Thema einfach auf spĂ€ter verschieben. Die Absprache war dann, dass ich den Text ganz normal in der EnquĂȘte zur Abstimmung stelle und er je nach Ergebnis eben im Bericht selbst oder nur als Minderheitenvotum im Anhang erscheint. Auch wurde der Text nicht am Vorabend der Abstimmung sondern Wochen vor der Sitzung eingebracht. Es ist schade, dass Koalitionsabgeordnete versuchen, Ende Original-Link -->eine andere Legende zu stricken. Inhaltlich halte ich den Aspekt der Internet-Sperren fĂŒr ein zu wichtiges Thema, um es einfach unter den Tisch fallen zu lassen: Die Sperrung von Inhalten jedweder Art ist die stĂ€rkste denkbare Verletzung der NetzneutralitĂ€t, und ich bin der festen Ansicht, dass man dies natĂŒrlich auch ansprechen muss.

Ein großer Knackpunkt sind die Handlungsempfehlungen: Zwischen Opposition und Koalition bestehen große Meinungsverschiedenheiten darĂŒber, wie mit NetzneutralitĂ€t umgegangen werden soll. Die Opposition und die Mehrheit derer SachverstĂ€ndiger wollen ein neutrales Netz sicherstellen und sind skeptisch, ob sich eine Priorisierung bestimmter Inhalte neutral umsetzen lĂ€sst, da dies immer mit einer Diskriminierung anderer Inhalte verbunden ist. Die Koalition und die Mehrheit derer SachverstĂ€ndiger wollen die NetzneutralitĂ€t dem freien Markt ĂŒberlassen und diesem die EinfĂŒhrung von Diensteklassen empfehlen. Internet-Zugangsanbieter könnten sich so eine weitere Einnahmequelle eröffnen, Anbieter oder Kunden mĂŒssten draufzahlen, wenn sie eine ausreichende Geschwindigkeit fĂŒr entsprechende Dienste wie Video-Streams oder Internet-Telefonie haben wollen. Damit wĂ€re die NetzneutralitĂ€t Geschichte.

Da die Koalition sich nicht darauf verlassen kann, dass alle SachverstĂ€ndigen trotz hohem Druck linientreu abstimmen und einige SachverstĂ€ndige in der letzten Sitzung um Verschiebung zur Überarbeitung der Texte gebeten haben, hatte ich gedacht, dass die Zeit dafĂŒr auch genutzt wird. Offensichtlich war dies eine falsche Hoffnung, und die Argumentation zur Verschiebung der Abstimmung nur vorgeschoben. Das ist schade, denn so wird es Montag mehrere Kampfabstimmungen mit ungewissem Ausgang geben, die wir hĂ€tten vermeiden können. Es ist daher zu vermuten, dass CDU/CSU und FDP mit diversen GeschĂ€ftsordnungstricks versuchen werden, ihre Mehrheit zu sichern. Aber vielleicht schaffen wir es ja dennoch, eine ausfĂŒhrliche inhaltliche Debatte zu fĂŒhren. FĂŒr die weitere Arbeit in der EnquĂȘte-Kommission wĂ€re dies zu wĂŒnschen!

 

Marathon-Sitzung der EnquĂȘte

Samstag, 25. Juni 2011

Anders als im Blogbeitrag vom Mai von mir geschrieben, wird der Deutsche Bundestag nun am 30. Juni ĂŒber den Zwischenbericht der EnquĂȘte-Kommission diskutieren, also am selben Tag, an dem morgens die Beratung der GesetzesentwĂŒrfe zum Atomausstieg vorgesehen ist. FĂŒr den EnquĂȘte-Zwichenbericht ist abends ab 19.20 Uhr eine halbe Stunde vorgesehen.

Ob es eine tatsĂ€chliche Diskussion geben wird oder ob die Reden zu Protokoll gegeben werden, wird sich erst herausstellen. Wer noch etwas lĂ€nger wachbleiben mag, der kann ab 23.25 Uhr auch noch die Beratung ĂŒber die Einhaltung der Datenschutzgesetze bei der Übermittlung der Fluggastdaten verfolgen. Hier liegt allerdings die Vermutung nahe, dass keine tatsĂ€chliche Debatte mehr stattfinden wird.

Am Montag zuvor, als am 27. Juni, wird die EnquĂȘte-Kommission ihre nĂ€chste öffentliche Sitzung abhalten. Hier dĂŒrfte es ab 15 Uhr fĂŒr die Berichte aller vier Projektgruppen in einen Marathon gehen. Allein fĂŒr den ĂŒber hundert Seiten umfassenden Bericht der Projektgruppe Urheberrecht sind aufgrund der ErgĂ€nzungen, Alternativtexte, Mehrheits-, Minderheits-, und Sondervoten um die siebzig Abstimmungen nötig. Es kann also eine Weile dauern in der zeitversetzten Übertragung ab 20 Uhr auf http://www.bundestag.de/.

Andererseits werden nun auch die unterschiedlichen Sichtweisen und Handlungsempfehlungen offenbar, mit der sich die geneigte Öffentlichkeit auseinandersetzen kann. AnlĂ€sslich der Handlungsempfehlungen und wegen der gefĂŒhlten Halbzeit der EnquĂȘte-Kommission hĂ€ufen sich gerade die Anfragen von Journalisten, die eine EinschĂ€tzung zum Erfolg der Kommission erfahren wollen. Nach der Sitzung der EnquĂȘte-Kommission kann man das inhaltliche Teilergebnis dann konkret nachlesen, zu Erfahrungen mit der Arbeitsweise im Bundestag kann ich mich dem Beitrag von Wolfgang Schulz inhaltlich vollumfĂ€nglich anschließen.