Am Montag den 21. Februar tagt die EnquĂȘte-Kommission in einer Sondersitzung zum Thema Adhocracy.
HierfĂŒr gibt es von den SachverstĂ€ndigen Nicole Simon, Constanze Kurz, Alvar Freude, Markus Beckedahl und Ende Original-Link -->padeluun folgenden BeschluĂantrag.
Online-Beteiligung der Ăffentlichkeit: Werkzeug und Verfahren
Beschlussvorlage A-Drs. 17_24_015 Beschlussvorlage Online-Beteiligung
der SachverstÀndigen Nicole Simon, Constanze Kurz, Alvar Freude, Markus Beckedahl und padeluun
Der Deutsche Bundestag hat am 4. MĂ€rz 2010 in seiner 27. Sitzung die Einsetzung der EnquĂȘte-Kommission âInternet und digitale Gesellschaftâ beschlossen. Der Antrag (Drucksache 17/950), der einstimmig angenommen wurde, beinhaltet den Auftrag der Kommission, die Ăffentlichkeit in besonderem MaĂe in ihre Arbeit einzubeziehen.
Wörtlich heiĂt es in dem Einsetzungsbeschluss: âDie EnquĂȘte-Kommission bezieht die Ăffentlichkeit in besonderem MaĂe in ihre Arbeit mit ein. Ăber die Arbeit der Kommission wird regelmĂ€Ăig und so transparent wie möglich auf der Internetseite des Deutschen Bundestages informiert. Dort werden zudem Beteiligungsmöglichkeiten angeboten, die Anregungen aus der Ăffentlichkeit in geeigneter Weise in der Arbeit der Kommission einflieĂen lassen können.â
Diesem hohen Anspruch muss die EnquĂȘte-Kommission âInternet und digitale Gesellschaftâ in besonderer Weise gerecht werden. Gerade deswegen hat sie in ihrer Sitzung am 13. September 2010 einstimmig das Konzept zur Online-Beteiligung der Ăffentlichkeit beschlossen (A-Drs.17(24)005 und A-Drs.17(24)007). SpĂ€testens Ende 2010 hĂ€tte das Beteiligungswerkzeug eingesetzt werden sollen.
Der Ăltestenrat des Deutschen Bundestages hat am 27. Januar 2011 beschlossen, das Angebot des Online-Dienstleisters des Bundestages fĂŒr die EinfĂŒhrung des Projektes Adhocracy vom 29. Oktober 2010 abzulehnen. Die Ablehnung wurde mit hohen Kosten bei der Implementierung der Open-Source-Software in das Angebot des Deutschen Bundestages und einer langen EinfĂŒhrungszeit begrĂŒndet.
Ziel unserer Initiative ist es, eine VerstĂ€ndigung zwischen allen Mitgliedern der Kommission zu erzielen, die den hohen Erwartungen an die gegebenen Versprechen zur besonderen Beteiligung der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger gerecht wird, die mit dem Einsetzungsbeschluss zur BĂŒrgerbeteiligung der EnquĂȘte-Kommission erzeugt wurden.
Um dem Beschluss des Bundestages zur Einsetzung der EnquĂȘte-Kommission vom 4. MĂ€rz 2010 sowie der einstimmigen Verabschiedung des Konzeptes fĂŒr die âOnline-Beteiligung der Ăffentlichkeitâ am 13. September 2010 Rechnung zu tragen, beantragen wir als SachverstĂ€ndige der EnquĂȘte-Kommission und als Mitglieder in der Online-AG der Kommission folgendes Vorgehen:
Die EnquĂȘte-Kommission âInternet und digitale Gesellschaftâ bezieht gemÀà ihrem Einsetzungsbeschluss die Ăffentlichkeit in die Arbeit der Kommission und der Projektgruppen auf der Grundlage des einstimmig beschlossenen Konzeptes zur Online-Beteiligung der Ăffentlichkeit ein. Dies setzt voraus, dass die Kommission und die Projektgruppen ihre Prozesse sowie ihre Arbeitsweise und -ablĂ€ufe auch auf das Instrument der Beteiligungsmöglichkeiten ausrichtet und verbindliche AblĂ€ufe und Verfahren fĂŒr die Beteiligung festlegt, um öffentliche Debatten und Initiativen zu ermöglichen.
Ziel ist zudem, die Ăffentlichkeit bereits an der laufenden Diskussion und der Vorbereitung der Erstellung des Zwischenberichtes zu beteiligen. Der â18. SachverstĂ€ndigeâ muss sowohl die Möglichkeit haben, Texte aus der Kommission oder den Projektgruppen zu kommentieren und Alternativen vorzuschlagen, als auch eigenstĂ€ndige TextbeitrĂ€ge passend zur jeweiligen Agenda der Projektgruppen einzubringen sowie darĂŒber abzustimmen. Die Projektgruppen und die EnquĂȘte behandeln die Eingaben aus der Online-Beteiligung wie im Beteiligungskonzept beschrieben.
HierfĂŒr stellen wir als SachverstĂ€ndige aller fĂŒnf Fraktionen im Deutschen Bundestag der EnquĂȘte-Kommission in Kooperation mit den Entwicklern von Adhocracy Liquid Democracy e. V. kostenfrei und innerhalb von zwei Tagen eine Instanz von Adhocracy zur VerfĂŒgung. Der Einsatz ist vorerst bis zum Abschluss der Evaluation der Online-Beteiligung vorgesehen.
- Bei der bereits beschlossenen Software Adhocracy handelt es sich um eine Open-Source-Software, die kostenfrei genutzt und von jedem angepasst werden kann. In Kooperation mit dem Hersteller Liquid Democracy e. V. und mit UnterstĂŒtzung der Open-Source-Gemeinschaft stellen wir â als SachverstĂ€ndige der Kommission â der EnquĂȘte-Kommission dieses Beteiligungsinstrument zur VerfĂŒgung.
- Diese Instanz von Adhocracy wird als offizielles Werkzeug zur Beteiligung der Ăffentlichkeit im Rahmen des Beschlusses der EnquĂȘte-Kommission vom 13. September 2010 in der Verantwortung des Sekretariates der EnquĂȘte-Kommission sowie in Kooperation mit den Entwicklern des Partizipationswerkzeuges Adhocracy eingesetzt.
- Die Obleute der Fraktionen und die neu einzurichtende Arbeitsgruppe Online-Beteiligung vereinbaren zeitnah, wie die Prozesse der Kommission und die Arbeitsweise und -ablĂ€ufe Projektgruppen auf das Instrument der Beteiligungsmöglichkeiten ausrichtet und verbindliche AblĂ€ufe und Verfahren fĂŒr die Beteiligung festlegt werden können, um öffentliche Debatten und Initiativen zu ermöglichen.
- Dabei sind weitere Verzögerungen beim Einsatz des Partizipationswerkzeuges zu vermeiden: bis zur endgĂŒltigen Definition der Prozesse werden vorlĂ€ufige verwendet.
- Das Beteiligungssystem Adhocracy soll mit einem abgestuften Identifizierungsverfahren, angelehnt an das Verfahren bei den Ăffentlichen Petitionen (E-Petitionen), auf der Webseite des Deutschen Bundestages ausgestattet werden.
- Nach Fertigstellung des Zwischenberichtes wird der Einsatz der bereits bestehenden Instrumente und insbesondere des Beteiligungswerkzeuges Adhocracy bis zur Sommerpause des Deutschen Bundestages wissenschaftlich evaluiert und bewertet. GeprĂŒft werden soll â sofern die Evaluierung den Erfolg bestĂ€tigt â auch, wie das Instrument zur Online-Beteiligung in das Angebot der EnquĂȘte-Kommission auf den Seiten des Deuschen Bundestages integriert werden kann und welche Anpassungen nötig oder gewĂŒnscht sind.
- Die EnquĂȘte-Kommission richtet, wie vom Ăltestenrat angeregt, eine Arbeitsgruppe zur Online-Beteiligung ein, die sich aus den Verfassern dieses Antrages sowie fĂŒnf weiteren Mitgliedern der EnquĂȘte-Kommission aus den Fraktionen des Deutschen Bundestages zusammensetzt. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, zeitnah konkrete und verbindliche AblĂ€ufe und Prozesse fĂŒr die Sicherstellung der Beteiligungsmöglichkeit zu erarbeiten und hierzu auch konkrete Fristen zu formulieren.
- Um diese Einbeziehung der Ăffentlichkeit bereits bei der gegenwĂ€rtigen Vorbereitung des Zwischenberichtes sicherzustellen, werden die Obleute und die Vorsitzenden der Projektgruppen gebeten, zeitnah geeignete VorschlĂ€ge zu erarbeiten, wie mögliche Berichtsteile des Zwischenberichtes in dem Beteiligungswerkzeug zur Diskussion gestellt werden können. Hierbei sollte eine Kommentierung oder Ăberarbeitung, aber auch die Möglichkeit der Erstellung von AlternativvorschlĂ€gen bestehen. Ziel sollte es sein, dass jede Projektgruppe eine Beteiligung und öffentlichen Diskussion ĂŒber alle wesentliche Teile ihres Berichts einplant.
- GrundsĂ€tzlich regen wir an, dass TextentwĂŒrfe der Kommission und insbesondere der Projektgruppen möglichst zeitnah und vollstĂ€ndig in das System eingepflegt werden, so dass eine Beteiligung der Ăffentlichkeit (des â18. SachverstĂ€ndigenâ) genauso wie fĂŒr normale Mitglieder der EnquĂȘte-Kommission möglich ist. Die Verfasser möglicher TextentwĂŒrfe werden gebeten, ihre TextenwĂŒrfe möglichst frĂŒhzeitig zur Diskussion zu stellen.
Mit diesem Vorschlag wollen wir die teils hitzige Diskussion um die Online-Beteiligung und den â18. SachverstĂ€ndigenâ versachlichen, und eine sofort nutzbare Lösung prĂ€sentieren, die dem am 13. September 2010 beschlossenen Beteiligungs-Konzept gerecht wird.
Uns ist dabei sehr wohl bewuĂt, dass die Einbindung der Ăffentlichkeit eine neue Art der Kommunikation ist und weisen darauf hin, dass es fĂŒr beide Seiten Neuland sein wird. Gerade deswegen ist ein Ausprobieren so wichtig um Erkenntnisse fĂŒr die Zukunft gewinnen zu können.
BESCHLUSS
Die EnquĂȘte-Kommission âInternet und digitale Gesellschaftâ beauftragt die SachverstĂ€ndigen der Online-AG sowie das Sekretariat in Kooperation mit den Entwicklern von Adhocracy mit der Einrichtung des Beteiligungswerkzeuges und wird dies gemÀà dem Beteiligungskonzept vom 13. September zur Online-Beteiligung der Kommission nutzen.
Gleichzeitig wird die Kommission zeitnah, eine Arbeitsgruppe zur Online-Beteiligung einrichten und verbindliche Verfahren und Prozesse definieren, um die Beteiligung sicherzustellen.