Blog der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft

Die Arbeit der Projektgruppe Datenschutz nimmt Gestalt an: im Frühjahr 2011 sollen Ergebnisse unserer vielen Diskussionen, Kontroversen und gemeinsam erarbeiteten Positionen als Teil des Zwischenberichtes der Enquete-Kommission veröffentlicht werden.

Was haben wir bisher besprochen? Das weite Feld des Themas Datenschutz sollte, so der Anspruch an die Projektgruppe, einmal grundsätzlich beleuchtet werden. Allgemein gefragt: was soll eigentlich geschützt werden? Welche gesetzlichen Regelungen gibt es schon und wo stoßen diese an Grenzen? Welche Rolle spielen dabei die Meinungs- und Kommunikationsfreiheit? Welcher Bereich fällt unter die Eigenverantwortlichkeit der Internetnutzer?

Der Bericht der Projektgruppe soll keine abschließende Beantwortung der Fragen liefern, sondern vielmehr Handlungsempfehlungen und neue (Denk-)Richtungen aufzeigen, die künftig in die Arbeit des Parlaments einfließen.

Wir haben von Anfang an den Ansatz verfolgt, das Internet als Kommunikationsmittel in beide Richtungen zu nutzen, und uns eben auch die Möglichkeiten, die es für eine offene Demokratie bietet, zu eigen zu machen. Die öffentlichen Enquete-Sitzungen sowie die Microsite des Bundestages, auf der Sie sich jetzt befinden, sind Ausflüsse dieses Gedankens. Das Forum, das sich auch auf dieser Seite befindet, ist in meinen Augen das wichtigste Tool. Es gibt Raum für Diskussion, Meinungsaustausch oder einfach zum Ort für Ideen oder gute gedankliche Ansätze. Dieses Potential will ich nun für meine Projektgruppe einsetzen.

Die hier im Forum eingestellten Fragen spiegeln größtenteils die Punkte, über die am intensivsten in den Projektgruppensitzungen diskutiert wurde, wider. Beispielsweise sei hier die Einwilligung genannt: wann ist ein opt-in-, wann ein opt-out-verfahren sinnvoll? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um in die Speicherung und Verwendung seiner persönlichen Daten einzuwilligen?

Ihre Anregungen und Ansichten werden Anfang Januar zusammengefasst und fließen in die Diskussion um die Formulierung einer Handlungsempfehlung ein. Ich freue mich auf fruchtbare und auch gern kontroverse Anregungen!

Ihr Manuel Höferlin

Constanze Kurz
02. November 2010 von Constanze Kurz | 11 Kommentare

Fragen an die Bundesnetzagentur?

Auf Einladung des Vorsitzenden der Projektgruppe Netzneutralität kommt der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, am nächsten Montag (8. November) zu einem Gespräch mit den Abgeordneten und Sachverständigen der Enquête-Kommission, die zur Projektgruppe gehören. Der Chef der deutschen Regulierungsbehörde hat sich erst kürzlich zum Thema Netzneutralität in einem Artikel in “The European” geäußert: Ende Original-Link -->Der Markt macht’s.

Im Sinne des Einbezugs des “18. Sachverständigen” wird sicher Zeit sein, auch Ihre Fragen an Herrn Kurth zu richten. Die Kommentare sind eröffnet!

Johannes Kahrs
29. Oktober 2010 von Johannes Kahrs | 1 Kommentar

Das Urheberrecht in der digitalen Gesellschaft

Am 05. Mai 2010 konstituierte sich die Enquete „Internet und die digitale Gesellschaft“ im Deutschen Bundestag. Siebzehn Abgeordnete und siebzehn Sachverständige erhielten den Auftrag, für den Bundestag Vorschläge für eine zukünftige Politik zu diesem Zukunftsthema zu erarbeiten.

Aus der Enquete gingen Projektgruppen hervor, die sich mit den Schwerpunkten des Themas auseinandersetzen. Eine dieser Projektgruppen, deren Vorsitz ich führe, beschäftigt sich mit dem Thema „Urheberrecht“.

Bilder, Texte, Musik und Filme sind im Internet so frei verfügbar wie nie zuvor. Was bedeutet Urheberrecht in der digitalen Gesellschaft? Wie kann eine Neujustierung aussehen? Wie kann das Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums wachsen? Wie kann man eine Offenheit für neue Nutzungsformen schaffen?

Zum Erreichen des gemeinsamen Zieles, im Bereich der digitalen Medien eine neue Balance zwischen dem Schutz der Urheber, den Interessen der Nutzer und dem Verbraucherschutz sowie den Interessen der Verwerter und der Industrie zu finden, erhofft sich die Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft” eine stete, rege und inspirierende Diskussion.

Am 29. November 2010 wird die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ eine Anhörung zum Thema „Urheberrecht“ durchführen. Unmittelbar danach beginnt die inhaltliche Arbeit der Projektgruppe, die sich bislang in drei Themenblöcke teilt:

  1. Das Urheberrecht in der digitalen Gesellschaft: Bestandsaufnahme sowie technische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen
  2. Neue Vertriebs-/Vergütungsformen und Geschäftsmodelle im Internet
  3. Urheber- und Nutzerrechte

Sollten Sie Anregungen und Vorschläge für weitere Fragestellungen haben oder sollten Sie eine Stellungnahme zu den Fragen und Themenblöcken rund ums Urheberrecht abgeben wollen, freue ich mich und freuen wir uns auf Ihre Beiträge im Blog oder im Forum. Die gewonnenen Erkenntnisse, Perspektiven und Schwerpunkte werden uns in der Projektgruppe sicherlich eine große Hilfe sein.

Die Einladung zur Öffentlichen Anhörung der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“, die Namen der geladenen Sachverständigen und den Fragenkatalog finden sie hier.

Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen!

Mit freundlichem Gruß,

Johannes Kahrs

Axel E. Fischer
30. September 2010 von Axel E. Fischer | 22 Kommentare

Partizipation mit Adhocracy

Die Obleuterunde der Enquete-Kommission hat sich heute morgen unter meinem Vorsitz dafür entschieden, die Kommissionsarbeit mit dem Beteiligungswerkzeug Adhocracy zu begleiten. Bürgerinnen und Bürger sollen sich mit dieser Beteiligungsplattform noch besser in die Arbeit der Kommission einbringen können. Der Entscheidung war ein intensiver Entscheidungsprozess vorangegangen, verschiedene Systeme wurden begutachtet. Am Ende sprach vor allem der Zeitfaktor für Adhocracy.

Was ist Adhocracy?
Die Software Adhocracy ermöglicht es online, Meinungen und Positionen in einem demokratischen Prozess zu entwickeln. Adhocracy bietet die Möglichkeit von Abstimmungen, dem Bewerten, Kommentieren und gemeinsamen Erarbeiten von Texten. Bürgerinnen und Bürger können sich je nach eigenem Interesse entscheiden, wie und in welchem Umfang sie sich beteiligen wollen: Der „18. Sachverständige“ kann eigene Vorschläge einbringen, aber auch Texte bewerten, konkret inhaltlich mitarbeiten beziehungsweise darüber abstimmen.

In den kommenden Wochen wird Adhocracy den Anforderungen der Enquete-Kommission angepasst werden. Dafür sind noch einige Modifizierungen nötig. Ich bin aber zuversichtlich, dass das Pilotprojekt mit Beginn des kommenden Jahres starten kann.

Ein Experiment
Die Enquete-Kommission hat sich mit der Auswahl von Adhocracy auch für ein Experiment entschieden. Die Entscheidung spiegelt den Wunsch, echte Beteiligung zu bieten. Ich bin gespannt, wie der Prozess weitergeht – und freue mich auf rege Beteiligung.

Axel E. Fischer
15. September 2010 von Axel E. Fischer | 4 Kommentare

Gut eingestiegen: Mein Fazit der ersten Monate

In einem Interview mit dem GEMA-Mitgliedermagazin “virtuos” habe ich gestern ein rundum erfreuliches Fazit der ersten Monate der Enquete-Kommission gezogen. Ich freue mich, dass die Arbeit gut angelaufen ist: Wir haben die Zeit genutzt, um die Themen zu strukturieren und Gliederungen erarbeitet. Der Einstieg in die Diskussion ist gelungen, wir haben vier Projektgruppen eingesetzt. Die ersten Ergebnisse dieser vier Projektgruppen werden in den Zwischenbericht einfließen, den wir voraussichtlich Ende Mai dem Plenum des Deutschen Bundestages vorlegen werden.

In Interviews, aber auch in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, werden immer wieder tagesaktuelle Fragen angesprochen. Im gestrigen Interview kam etwa die Frage auf, inwieweit Pläne für den sogenannten Dritten Korb zur Novellierung des Urheberrechts in die Arbeit der Kommission einfließen werden. Ich habe im Interview erläutert, dass der Sinn von Enquete-Kommissionen gerade darin liegt, grundsätzliche Fragestellungen zu bearbeiten, und zwar langfristig und unabhängig vom tagespolitischen Geschäft. Die Verhandlungen zum “Dritten Korb” werden deshalb eher am Rande eine Rolle spielen. Andererseits sind mehrere Abgeordnete der Kommission Mitglieder der Fachausschüsse des Deutschen Bundestages, in denen die Detailarbeit – etwa für eine Novellierung des Urheberrechts – geleistet wird. Ihr Sachverstand fließt natürlich in die Enquete-Arbeit mit ein. Und unsere Sachverständigen bringen, teils selbst als Urheber, die Perspektive der Rechteinhaber mit ein.

Was muss sich tun, um das Verständnis für die Bedeutung des Urheberrechts in der Gesellschaft zu fördern? Ich glaube, dass sich dazu das Bewusstseins der Menschen für den Wert des geistigen Eigentums ändern muss. Das erreichen wir – und hier schließt sich der Kreis zur fünften Sitzung der Kommission am Montag – nur mit der Förderung von Medienkompetenz. Unter welchen Bedingungen laden zum Beispiel Nutzer Inhalte im Netz herunter? Was bedeutet das für den Urheber? Wie beim Urheberrecht und der Medienkompetenz greifen auch alle anderen Arbeitsbereiche der Kommission ineinander.

In den ersten vier Monaten hat die Enquete-Kommission eine solide Grundlage erarbeitet. Wir haben aber auch noch viel vor: Die Einsetzung acht weiterer Projektgruppen ist beschlossen, zwei öffentliche Anhörungen sind in Planung. Die heterogene Zusammensetzung unserer Enquete ist dabei ihre große Stärke: Abgeordnete und Sachverständige bilden gemeinsam das ganze Spektrum der Fragen zum Internet und der digitalen Gesellschaft ab. Gehen wir’s an.